Lerne die Muse kennen: Moogs polyphone Power-Move.
Moog ist nicht hierhergekommen, um zu spielen. Die Moog Muse ist ihr neuester schwergewichtiger analoger Polyphonsynthesizer, und er ist darauf ausgelegt, zu beeindrucken — acht Stimmen, zwei Filter, eine Modulationsmatrix, die schwächere Synthesizer zum Frühstück verspeist. Das ist kein Rückgriff; das ist ein Statement. Ein bi-timbres Monster für Spieler, die mehr wollen — mehr Textur, mehr Bewegung, mehr verdammte Spannung.
Aber er ist auch nicht billig und nicht fehlerfrei. Die Muse verlangt deine Zeit, dein Portemonnaie und eine gesunde Wertschätzung für Chaos an Knöpfen pro Funktion. Wenn sich das für dich lohnenswert anhört, lies weiter.
Design & Benutzeroberfläche: Retro-Power, Moderne Technik
Von außen sieht die Muse aus, als könnte sie dein Laptop stemmen. Mit etwa 14,5 kg ist sie dicht und bewusst gestaltet — alles Metallgehäuse und ein Frontpanel, das absolut mit Knöpfen überladen ist. Über 180 davon. Ein wahres Paradies für Feinabstimmungen. Minimalismus gewünscht? Dann such dir ’nen Softsynth. Die Muse gibt dir die volle Kontrolle, gut sichtbar, mit einem Layout, das trotz seiner Komplexität intuitiv bleibt.
Die halbgewichtete 61-Tasten-Tastatur fühlt sich fantastisch an — reaktionsschnell, spielbar, expressiv — und ja, sie hat Aftertouch. Nicht polyphon, aber immerhin. Der kleine OLED-Bildschirm ist funktional, nicht auffällig, und du wirst dir wünschen, er wäre größer, sobald du in die tieferen Modulationsmenüs eintauchst. Trotzdem, durch den Bildschirm und das physische Layout ist es schnell zu navigieren, wenn du dich auskennst.
Sound-Engine: Wärme, Breite und jede Menge Dirt
Hier verdient sich die Muse ihre Krone. Jede Stimme verfügt über zwei Voyager-inspirierte VCOs, einen Modulationsoszillator und Moogs klassischen CP3-Stil-Mischer. Das bedeutet, dass du von Anfang an mit einem satten, analogen Klang arbeitest — und wenn du den Mischer stark genug belastest, bekommst du eine köstliche Sättigung direkt eingebaut.
Die zwei Leiterfilter können in Serie, parallel oder stereophon betrieben werden. Übersetzung: breite, geformte Pads oder krasse Filtersweeps, die durch das Stereo-Feld schreien. Kombiniere das mit zwei VCAs pro Stimme (basierend auf alten Moog Modular-Schaltungen), und du hast einen Synth, der riesig, subtil oder einfach wild klingen kann — je nachdem, wie stark du ihn forderst.
Die Muse modelliert nicht nur den Moog-Klang. Sie beherrscht ihn.
Modulation & Performance: Gebaut, um (am besten) gebrochen zu werden
Das ist kein „Druck spielen“ Synth. Die Muse ist darauf ausgelegt, sich zu bewegen — buchstäblich und klanglich. Sie ist beladen mit zwei LFOs, zwei loopenden Hüllkurven und einer 16-Slot-Modulationsmatrix pro Timbre. Du kannst fast alles zu allem zuweisen und Patches bauen, die sich entwickeln, mutieren und mitten in der Performance neu verkabeln.
Der 64-Schritt-Sequencer beinhaltet Parameterlocks, Ratcheting, Wahrscheinlichkeit und Echtzeitaufnahme. Der Arpeggiator ist genauso tief. Es gibt sogar ein Diffusionsdelay, das Vintage Rack-Equipment imitiert — eine clevere Ergänzung, die deinen Patches etwas von verstaubtem digitalem Schimmer verleiht, ohne auf externe Effekte zurückzugreifen.
Moog hätte sich hier ausruhen können. Stattdessen sind sie voll auf den verrückten Wissenschaftler gegangen. Respekt.
Konnektivität: Die richtigen Arten von Old School
Du bekommst MIDI, USB-B (ein seltsamer Fehlschuss in einer USB-C-Welt), CV/Gate Ein-/Ausgänge und ausgeglichene Stereo-Ausgänge. Die Muse versucht nicht, die Konnektivität neu zu erfinden — sie funktioniert einfach. Egal, ob du sie in ein Eurorack-Setup einfügst, sie als MIDI-Gehirn nutzt oder sie in eine DAW zu verfolgen, sie funktioniert einwandfrei.
Kein integriertes Audio-Interface, kein kabelloser Schnickschnack. Das ist entweder ein Makel oder ein Feature, abhängig davon, wie sehr du deinen Workflow einfach und grundlegend magst.
Einschränkungen: Noch nicht ganz ein Gott-Synth
Kein Gerät ist perfekt, und die Muse hat ihre Eigenheiten.
Erstens nur acht Stimmen. Das ist nicht schlecht — aber wenn du beide Timbres layerst und Akkorde hältst, wird die Stimmenausbeute schneller erreicht, als dir lieb ist. Kein polyphoner Aftertouch, was sich 2025 wie eine verpasste Gelegenheit anfühlt. Und ja, der Preis. Auf diesem Niveau bezahlst du nicht nur für den Klang, sondern auch für das Gefühl — und für einige wird das ein schwieriger Verkauf sein.
Auch: Während das Layout großzügig ist, ist der OLED-Bildschirm winzig. In tiefergehenden Menüs fühlt es sich an, als würdest du im Dunkeln eine Nadel einfädeln. Es ist eine Art „Lerne es und lebe darin“-Synth.
Das Urteil: Den Thron wert?
Wenn du kristallklare digitale Klarheit und endlose Preset-Bänke willst, scroll weiter. Aber wenn du manuelle analoge Kontrolle, einen Klang, der Feuer spuckt und einen Synth willst, der dich herausfordert, ihn auf neue Weise zu brechen, dann ist die Moog Muse ein höllisches Erlebnis.
Es ist nicht nur ein weiterer Moog. Es ist der nächste Moog — eine mutige, brutale analoge Flaggschiff für Leute, die weder auf sicher noch steril stehen. Ist es teuer? Absolut. Ist es für einige Workflows übertrieben? Total. Aber für die richtige Person ist es ein Instrument fürs Leben.
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