Korg Minilogue XD Testbericht: Analoge Seele, digitale Zähne

Korg Minilogue XD Testbericht: Analoge Seele, digitale Zähne

Korg Minilogue XD Testbericht: Analoge Seele, digitale Zähne

Ein Hybrid-Synth, der nicht stillhalten will.

Last updated: Oct 6, 2025. We may earn commissions from links, but only recommend products we love. Promise.
Silas Reed
Silas Reed
Silas Reed

Geschrieben von Silas Reed

Ein Synth, der nicht aufhören will

Der Minilogue XD fühlt sich an wie das Synth-Äquivalent einer Band, die sich weigert, sich anzupassen — analoge Knochen, digitales Blut und ein Look, der sagt ja, ich gehöre sowohl auf die Bühne als auch in dein chaotisches Apartment. Er ist teilweise Fortsetzung, teilweise Upgrade und voll mit Attitüde — er nimmt alles, was der ursprüngliche Minilogue gut machte, und injiziert gerade genug Chaos, um ihn auf die beste Art unvorhersehbar zu machen.

Sound-Engine: Eine bissige Mischform

Zwei analoge Oszillatoren pro Stimme liefern dir die klassischen Sägezahn-, Dreieck- und Pulswellen, die du erwartest. Er ist warm, gesättigt und überraschend kräftig für etwas in dieser Preisklasse.

Aber dann fügt Korg diesen dritten Oszillator hinzu — den Multi-Engine. Hier wird es auf eine gute Art seltsam. Es ist digital, klar, aber es fühlt sich nicht klinisch an. Du erhältst:

  • Noise (fein einstellbar für Lo-Fi-Beats oder texturierte Flächen)

  • VPM (Variable Phase Modulation — im Grunde FMs kantiger Cousin)

  • Benutzerdefinierte Oszillatoren (ja, du kannst deine eigenen laden. Drehe durch.)

Es ist wie das Kombinieren eines alten Röhrenverstärkers mit einem Glitch-Pedal, das leicht kaputt ist, aber irgendwie trotzdem musikalisch bleibt.

Eingebaute Effekte: Raum und Schmutz auf Knopfdruck

Der Stereo-Effektbereich ist kein nachträglicher Gedanke. Das Delay ist knackig, der Reverb üppig, und die Modulationseffekte können von subtiler Bewegung zu vollem VHS-Schmelzen reichen. Du kannst mehrere Effekte gleichzeitig stapeln — genug, um deinen Klang in etwas Filmisches oder geradezu Geisterhaftes zu verwandeln.

Das Beste daran? Es ist alles stereo. So schimmern deine Flächen, deine Sequenzen atmen, und selbst einfache Patches fühlen sich wie Breitbild an.

Interface: Elegant, unkompliziert und ohne Menü-Hölle

Korg hat das UI perfekt hinbekommen. Die Knöpfe sind dort, wo du sie haben willst. Der OLED-Bildschirm zeigt deine Wellenform in Echtzeit — ein kleines Detail, das das Tweaken tatsächlich intuitiver macht.

Dieser Joystick? Ein überraschend ausdrucksstarkes Werkzeug für Pitch, Filter oder jedes Mod-Ziel, das du zuweist. Du wirst ihn öfter benutzen, als du dachtest.

Der Bewegung-Sequenzer stiehlt jedoch die Show. Er erlaubt dir, Parameter-Automation pro Schritt aufzunehmen. Filterfahrten, Pitch-Drift, Wavetableschichten — in das Muster eingebacken. Es ist wie DAW-Automation, aber taktil und dreckig.

Klartext: Die Kompromisse

  • 4-stimmige Polyphonie — Es reicht für Lead-Linien, Flächen und geschichtete Sequenzen. Aber wenn du große Akkordstapel oder Jazz-Vocings magst, stößt du schnell an Grenzen.

  • Schmale Tasten — Spielbar, aber wenn du große Hände hast oder ein Klaviergefühl bevorzugst, wirst du es merken.

  • Kein Aftertouch — Schade für ausdrucksstarke Spieler, aber du hast Workarounds mit Modulations-Routing.

Keines davon ist ein Deal-Breaker. Kein Grund aufzugeben — wie Röhrenrauschen oder der eine kaputte Fader an deinem Mixer, den du einfach gelernt hast zu umgehen.

Endgültiges Urteil: Für Synth-Fans, Noise-Skulpteure und Hands-On-Kreative

Der Minilogue XD ist die Art von Synth, die dich einlädt, verrückt zu werden. Es belohnt die Neugierigen. Er versucht nicht, ein Prophet zu sein, oder ein Klon eines Vintage-Klassikers. Er ist sein eigenes Ding — kraftvoll, unvorhersehbar und voller Persönlichkeit.

Für rund 600 Dollar schlägt er sich extrem gut. Ob du Indie-Filme vertonst, Texturen über Beats legst oder einfach nur einen späten Synth brauchst, um dich darin zu verlieren, der Minilogue XD liefert.

Nicht perfekt. Nicht makellos. Aber immer inspirierend.

Silas Reed
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Silas Reed

Geschrieben von Silas Reed

Silas Reed ist ein Synth-Historiker und Modular-Süchtiger, der jedes Patchkabel wie einen Satz in einem Gedicht behandelt. Er schreibt seit über einem Jahrzehnt über elektronische Musikgeräte und balanciert tiefes technisches Wissen mit dem Instinkt eines Künstlers. Erwarte Spannung, Einsicht und gelegentlich eine Eurorack-Tirade.

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Geschrieben von Silas Reed

Silas Reed ist ein Synth-Historiker und Modular-Süchtiger, der jedes Patchkabel wie einen Satz in einem Gedicht behandelt. Er schreibt seit über einem Jahrzehnt über elektronische Musikgeräte und balanciert tiefes technisches Wissen mit dem Instinkt eines Künstlers. Erwarte Spannung, Einsicht und gelegentlich eine Eurorack-Tirade.